Der Broholmer ist vermutlich eine sehr alte und ursprüngliche Hunderasse. Archäologen haben ein Hundeskelett in einem Wikingerdorf in Fyn (Dänemark) gefunden. Die Größe und der Typ entsprechen einem Broholmer. Man nimmt an, dass die Wikinger während ihrer Besatzungszeit Englische Mastiffs nach Dänemark und Skandinavien mitbrachten. Im Allgemeinen wurde angenommen, dass die Wikinger nur spitzartige Hunde besaßen. Allerdings wurden an verschiedenen Plätzen auch Überreste von großen, schweren Hunden entdeckt. Sogar auf „Brattli“, dem Hof von Eric dem Roten auf Grönland, wurde ein Skelett von einem dieser großen und schweren Hunde gefunden. Die Überreste der Hunde der Nachbarhöfe weisen jedoch auf spitzartige Hunde hin. In der Ausgrabungsstätte Gokstad Chief (Norwegen) wurden 6 Hunde entdeckt, einer dieser Hunde war von jener großen und schweren Art. Sogar in dem Oseberg Schiff gab es Funde dieser Hundeart.

 

Der Englische Mastiff von 800-1000 n.Chr. war wesentlich grimmiger und wilder als die heutigen Vertreter dieser Rasse. Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Hunde sogar die wilden Wikinger stark beeindruckt haben. Heute weiß man, dass diese Normannen alles Interessante raubten und als Beute zurück nach Skandinavien brachten.

 

Viele der bekannten Haustiere Skandinaviens leiten sich von den eingeschleppten Tieren der Wikinger ab. Wegen der gehäuften Funde von Hundeskeletten liegt die Vermutung nahe, dass auch die Broholmer aus dieser Gruppe der Molosser entstanden sind.

 

Wahrscheinlich entstand auch der Dalbohund, eine schwedische Hunderasse, aus diesen Wikingerhunden. Die Hunde wurden als Wach- und Herdenschutzhunde für Haus und Hof eingesetzt, besonders gegen Wölfe und Bären. Leider gelten der Dalbohund und seine naher Verwandter Norsk Dogge bereits seit ungefähr 1900 als ausgestorben.

 

Einige Jahrhunderte später brachte das deutsche Königshaus als Geschenk Deutsche Mastiffs nach Dänemark. Dort kreuzte man die Deutschen Mastiffs mit den Dänischen Mastiffs. Im 17ten Jahrhundert schenkte das englische Königshaus dem dänischen Königspaar Englische Mastiffs. Diese Hunde wurden ebenfalls in der Zucht der Dänischen Mastiffs eingesetzt.

 

Es gibt schriftliche Beweise für kraftvoll gebaute, starke und schnelle englische Hunde. Bei der Jagd auf Wölfe (in Dänemark Ende 1700 ausgestorben) wurde deren Kehle durch ein außen mit Stacheln besetztes Halsband geschützt.

 

Neben anderen Anhaltspunkten und durch diese Beschreibung der englischen Hunde als kraftvoll, stark und auch schnell kann man sicher daraus schließen, dass diese Tiere, die aus England nach Dänemark gebracht wurden, eine Kreuzung aus Mastiff und Greyhound war, also ihren Ursprung in England hatten. Diese Hunde, die auf dem Festland als Englische Dogge bekannt wurde, erfreuten sich in England niemals großer Beliebtheit. Erst in Deutschland und Dänemark stieg ihre Popularität schnell an und dort wurden sie als Jagdhund beliebt.

 

Wahrscheinlich hatten diese Englischen Doggen Einfluss auf zwei moderne Hunderassen. Man kreuzte sie in die bereits bestehende Rasse der Danish Mastiff (Broholmer) ein und sie bildeten die Zuchtgrundlage für die Rasse Great Dane.

Der Broholmer wurde als Wach- und Herdenschutzhund eingesetzt. Sie bewachten und beschützten Bauernhöfe, Burgen, die Menschen und die Vieherden. Außerdem wurden die Hunde zum Viehtrieb eingesetzt. Sie begleiteten und führten die Rinder vom Lande in die Städte. Dies ist einer der Gründe für die Bezeichnung „Metzgerhunde“. Während des ganzen Jahrhunderts lagen die Broholmer vor den Fleischerläden in Kopenhagen und warteten dort auf ihren nächsten Einsatz. Es ist bewiesen, dass der Broholmer auch bei der Jagd auf Bären eingesetzt wurde, als es diese noch in den Wäldern Dänemarks gab.

 

Doch obwohl die Rasse der Broholmer bereits seit vielen Jahrhunderten existierte und auch sehr beliebt war, wurden die Hunde immer seltener, sowie viele andere Rassen. Ungefähr 1850 beschloss der Jagdaufseher Sehested die Rasse der Dänischen Mastiffs zu erhalten. Er reiste durch ganz Dänemark und sammelte alle Hunde ein, die er finden konnte. Bis zu dieser Zeit nannte man die Hunde "Große Dänische Hunde" oder Jægersprishunden. Sehested begann die Hunderasse Broholmer zu nennen.

 

Nach vielen Jahren mühseliger und intensiver Arbeit war Sehested erfolgreich. Um die Rasse weiter zu fördern und wieder zu verbreiten, verschenkte er die Welpen mit der Bedingung, dass die neuen Besitzer die Zucht weiterführen mussten.

 

Dieses Konzept war sehr erfolgreich, denn der Broholmer erfreute sich rasch großer Beliebtheit und war schnell wieder weit verbreitet. Im alte dänischen Hundebuch „Hunden og Hunderacene“ (erschienen 1887) wurde der Broholmer als in Dänemark allgemein bekannter Hund beschrieben. Besonders in Kopenhagen waren die Straßen voll von diesen Hunden.

 

Zu Ehren von Nils Frederik Bernhard Sehesteds und in Anerkennung seiner Verdienste nannte man die Rasse Broholmer nach seinem Anwesen Schloß Broholm auf Fyn.

 

König Frederik VII von Dänemark und seine Gemahlin die Herzogin Danner waren ebenfalls Liebhaber dieser Rasse und so waren die Broholmer auch bekannt als Frederik VII’s Hund oder Jægersprisdog.

 

Einer der Broholmer des Königs wurde sogar nach seinem Tod ausgestopft und im Zoologischem Museum in Kopenhagen ausgestellt, wo man ihn auch heute noch bewundern kann.

 

Der Hund „Tyrk“ hatte eine wirklich wichtige Aufgabe für den König. Tyrk befreite, 10 Minuten bevor der König das Schlafzimmer betrat, den Raum von allen Geistern.

 

Der König sowie die Herzogin hatten einen Broholmer. Der Hund des Königs wurde immer Tyrk genannt und der Hund der Herzogin hieß immer Holger, unabhängig vom Geschlecht des Tieres.

 

Bei der ersten dänischen Hundeausstellung im Jahre 1886 wurde der erste Rassestandard für den Broholmer verfasst. Dieser Standard wurde durch den FCI im Jahre 1982 übernommen (also 96 Jahre später!). Es erfolgte nur eine kleine Anpassung für die Farbe schwarz, die heutzutage anerkannt ist.


1887 wurde die Rasse anerkannt als Rasse der dänischen Jagdgesellschaft und es erfolgte ein Zuchtbucheintrag als dänische Rasse mit der Bezeichnung Broholmeren. Auch andere Schichten der Gesellschaft wurden Liebhaber der Broholmer.

 

Einer der besten und treuesten Förderer der Rasse war ohne Zweifel der Zoologische Garten Kopenhagen. Dort wurden zwischen 1875 und 1929 Broholmer als Teil der tierischen Bewohner gehalten. Im Zoo wurden in diesen Jahren fast 400 Welpen geboren. Die Broholmer des Zoos waren sehr berühmt wegen ihrer Aufgabe als Ammen für die Löwenjungen.

 

Seit 1900 wurden die schwarzen Broholmer im Tivoli als Wach- und Schutzhunde in der Nacht eingesetzt. Unglücklicherweise wurde der Broholmer wegen Krankheiten, Staupe und Inzuchtproblemen immer seltener. Sogar die heutzutage harmlose Räude führte damals zum Tode vieler Zuchttiere. Der Danish Kennel Club hatte keinerlei Zuchteinträge mehr nach 1910. Allerdings gab es in der Danish Breed Union Zuchteinträge sowie Hundeausstellungen der Broholmer bis 1939. Manche Stammbäume wurden bis ins Jahr 1956 geführt. 1940 galt ein alter Priester als der letzte Züchter Dänemarks. Die Situation wurde immer schlimmer durch den 2. Weltkrieg und der Züchter beschloss auch wegen seines hohen Alters die Zucht einzustellen. Die wirtschaftliche Lage der Menschen in Europa wurde auch den großen Hunderassen zum Problem. Nach dem Krieg wurde die Rasse als ausgestorben erklärt.

 

Obwohl man glaubte, die Rasse wäre ausgestorben, lebte die Erinnerung an diese wundervolle dänische Hunderasse weiter und gab es Hundefreunde, die darauf hofften überlebende Exemplare der Broholmer zu finden, um eine Rekonstruktion der Hunderasse beginnen zu können.

 

Im Jahre 1974 veröffentlichte Jytte Weiss einen Artikel in der Zeitschrift des Danish Kennel Club unter dem Titel „Auf der Spur des Broholmer“. In diesem Bericht wurde auch der Rassestandard von 1886 publiziert, der nicht mehr im Danish Kennel Club geführt wurde.

 

Nach kurzer Zeit erhielt Jytte Weiss den Anruf einer Frau, die von einem Chemiker in Helsinge (Nord Sjælland) berichtete, der in Besitz eines reinrassigen, elfjährigen Broholmer sei.

 

Tatsächlich fand man dort einen großen goldroten Rüden vor, mit einer Schulterhöhe von 78 cm und einem Gewicht von 80 kg. Das war genau der Hund, nachdem man gesucht hatte. Noch im selben Jahr wurde die Genehmigung erteilt diesen Hund Björn (Gamle Bjørn fra Helsinge) in einer Ausstellung des DKK (Danish Kennel Club) zu zeigen. Leider war kein Stammbaum vorhanden. Bei dieser Ausstellung wurde er nach dem alten Rassestandard von 1886 durch ausgesuchte Richter gekört. Diese Körung fand großes Interesse auch bei vielen anderen nationalen wie internationalen Hundekennern und galt als geschichtliches Ereignis. Alle beteiligten Richter zeichneten den Hund als einen wahren Vertreter der Broholmer Rasse aus.

 

Unglücklicherweise war dieser Hund wegen seines Alters nicht mehr für eine Zucht geeignet. Mit Hilfe einer groß angelegten, nationalen Zeitungskampagne und in Zusammenarbeit mit dänischen Tierarztzeitschriften gelang es einige Vertreter der Rasse zu finden. Obwohl diese Hunde nicht so rassetypisch und schön wie Björn waren, stellten sie doch die Nachkommen einer ehemals weit verbreiteten Hunderasse dar.

 

Einer der ausdruckstärksten war „Manne“, ein großer schwarzer Rüde aus Nord-Sjællaand. Er hatte ein rassetypisches Aussehen und war außerdem von großer Bedeutung wegen seiner Verbindung zu den schwarzen Broholmern. Zum Beginn des Wiederaufbaus der Rasse konnte man sich nicht vorstellen, dass es schwarze Broholmer gegeben hatte. Vor allem, da im Rassestandard diese Farbe keine Erwähnung fand.

 

Doch bei den Recherchearbeiten entdeckte man durch Fotos, Gespräche und andere Zeitzeugnisse die Existenz der schwarzen Hunde. Diese Hunde fanden ihre Einsatzmöglichkeiten bei Jägern, Minenarbeiter und bei den Köhlern. Der einfache Grund für die Nichterwähnung im ersten Rassestandard war die Vorliebe des Königs für die hellen Hunde. Der Eigentümer von „Manne“ berichtete, in der Familie seines Vaters habe es immer schwarze Broholmer aus der Zoozucht gegeben und er konnte das auch an Hand von Fotos belegen.

 

Der DKK gründete 1974 ein Zucht-Komitee mit dem Ziel der Wiederherstellung und Rekonstruktion des Dänischen Mastiffs in Form der Broholmer Rasse. In Verbindung mit dem allgemeinen Interesse und dem Austausch der Erfahrungen gelang es der Gesellschaft das Wissen um den Broholmer auszuweiten. Jeder Hund der an diesem Zuchtprogramm teilnehmen durfte, wurde registriert und mit einer Tätowierung durch den DKK gekennzeichnet. Um Eigentümer eines Broholmer zu werden, musste und muss man Mitglied des Broholmerselskabet werden. In den Anfangsjahren der Rasserekonstruktion war es untersagt Broholmer aus Dänemark zu exportieren, nicht einmal in die benachbarten Staaten. Seit dem 01.01.1998 wurde die Broholmer Rasse als Dänische Hunderasse international anerkannt und darf seitdem auch außerhalb Dänemarks verkauft werden. Um die Sicherheit der Zukunft in ihrem Heimatland zu gewährleisten, sollen nicht mehr als 10% der Jungtiere und höchstens ein Welpe pro Wurf ins Ausland gehen. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass im Ausland lebende Broholmer nicht vor 01.01.1998 geboren sein können. Der Broholmer kann seit dem auch an internationalen Hundeausstellungen teilnehmen.